С Днём рождения, Алеша! – Alles Gute zum 72., Aljoscha!

С Днём рождения, Алеша! – Alles Gute zum 72., Aljoscha!

Aljoscha Artemow ca. 1966 mit etwa 20 Jahren als junger Soldat. Foto: Privatarchiv Malofeew

Am 15. März wäre Alexej Arkadjewitsch Artemow 72 Jahre alt geworden. Wäre – denn gelebt hat er nicht mal 21. Am 17. Februar 1967 nahm sich Alexej vermutlich das Leben; am 20. Februar wurde er in meiner Erde (Sowjetischer Garnisonfriedhof Dresden) beigesetzt. Dass er am 15. März 1946 geboren wurde, weiß ich erst, seit ich die Ehre hatte, im Mai 2013 die Bekanntschaft seiner Schwester Galina machen zu dürfen, die 46 Jahre nach seinem Tod nach Dresden gekommen war, um wenigstens ein Mal am Grab ihres jüngeren Bruders zu stehen. Auf seinem Grabmal ist sein Geburtsdatum nicht erwähnt. Es befindet sich bis heute auf meinem Nordflügel, Abteilung III.

Alexej wurde im Großraum Moskau geboren und 1966 zur Armee eingezogen. Er wurde in einem Panzerregiment bei Zeithain, etwa 40 Kilometer nordwestlich von Dresden, stationiert. Dort kommt es am späten Abend des 17. Februar 1967 – wenige Monate nach seiner Einberufung – zur Katastrophe:  „Schuss in die Brust (Selbstmord)“, steht in Alexejs Sterbeurkunde. Wiederbelebungsversuche scheitern. Was in jener Nacht wirklich geschah, bleibt im Dunklen.

Das Grab von Alexej Artemow auf dem Nordflügel um 1968. Ca. 1979 wurde die Grabmalsubstanz im Rahmen der ersten Rekonstruktion gegen einen einfachen Kissenstein ersetzt. Foto: Privatarchiv Malofeew.

Seine Schwester sagt über ihn: „Er war ein guter Mensch, kein Kämpfertyp. Wenn andere stritten, hat er immer versucht zu vermitteln.“ Als sie vom Tod des Bruders erfährt, ist sie gerade mit ihrem Mann nach Lithauen gezogen. Die Mutter bleibt mit ihrem Schmerz allein. An der Beerdigung darf sie nicht teilnehmen. Den Jungen heimzuholen kostet Geld, das sie nicht hat. Ein Foto des Grabes ist alles, was man ihr lässt. An seinem Grab steht sie nie. „Es war immer ihr sehnlichster Wunsch gewesen“, weiß Galina. Er bleibt unerfüllt. Stattdessen stellen Sondereinheiten der Militärpolizei die Wohnung auf den Kopf, nehmen Dokumente mit, schüchtern die Mutter ein.  Unbequeme Fragen stellen kann nun Gefahr bedeuten.

Als Galina endlich am Grab ihres Bruders steht, fließen Tränen. Nur mit einem Foto und der Sterbeurkunde in den Händen war sie zu mir gekommen, um Aljoschas Grab zu finden. Angesichts von mehr als 1100 Gräbern ein schier aussichtsloses Unterfangen für eine Ortsunkundige. Doch sie hat Glück: Meine Freundin Jane Jannke ist zufällig mit einem Filmteam auf mir (Sowjetischer Garnisonfriedhof Dresden) zugange – und kann helfen. Die Dokumentation „Sowjetarmee geheim“ der Filmemacher Ulli Wendelmann und Christian Schulz hat diese bewegende Begegnung für immer festgehalten (Start ab Minute 6.30).

 

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