Endlich Beschilderung für Garnisonfriedhof!
Letzten Sonntag war Tag des offenen Denkmals in Dresden, Zeit für Neuigkeiten nach längerem Schweigen. Niemand muss übrigens nervös werden, wenn es länger mal nichts zu berichten gibt – Schweigen heißt bei mir ja nach all dem Trouble der letzten Jahre um meinen Nordflügel immer, dass alles so weit in Ordnung ist. Seit letztem Jahr bereits befinde ich mich wieder in der Hand der Stadt Dresden, nachdem der Freistaat Sachsen mich für 300 000 Euro Ablöse an sie zurückgegeben hatte. Seither werde ich als kulturhistorisches Denkmal der Stadt Dresden geführt, und um meine Pflege brauche ich mir seither keine Sorgen mehr zu machen.
Doch pünktlich vor dem Tag des offenen Denkmals gab es Grund zur Freude! Die Stadt Dresden hat Wort gehalten und endlich für eine Außenbeschilderung gesorgt. Seit Kurzem zieren zwei mannshohe Tafeln meinen Haupteingang zu beiden Seiten des großen Eisentores. Lange hat das gedauert. Um genau zu sein, hat mindestens 20 Jahre lang keine Tafel Wanderer und Fußgänger mehr auf das hingewiesen, was sich hinter dem rund 200 Meter langen Zaun verbirgt, der die Marienallee säumt.
1946 hatte die Stadt Dresden etwa 300 Meter Marienallee-abwärts eine Wegetafel aus Sandstein aufstellen lassen, die Vorbeikommende darauf hinwies, dass der Sowjetische Garnisonfriedhof Dresden unmittelbar vor ihnen lag. Um Sauberkeit auf der damals schon öffentlich zugänglichen Anlage wurde gebeten. Irgendwann zwischen 1990 und dem Jahr 2000 muss sie – inzwischen stark verwittert – von ihrem knapp 80 cm hohen Sandsteinsockel gekippt sein und wurde im Laufe der Jahre von Buschwerk überwuchert. Seither musste man mich schon unmittelbar betreten, wenn man mehr über mich wissen wollte.
Nun endlich weiß jeder, der fragend vor dem Tor steht, womit er es zu tun hat. Optisch finde ich die Beschilderung auch ausgesprochen gelungen, dezentes Silbergrau kombiniert mit schwarzer Schrift – sehr schön.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Die Zahl meiner Gräber beläuft sich nicht auf 2 268 wie auf dem linken Schild angegeben, sondern lediglich auf 1 414, davon 292 Sammelgräber. Schon die reine Zahl an Sammelgräbern zeigt zudem, dass auch die Angabe „106 Quadratmeter Sammelgrabfläche“ nicht stimmen kann. Denn ein Sammelgrab ist ca. zwei Meter lang, mindestens 80 Zentimeter breit und zwei Meter tief. Wie es zu dieser Angabe kommt, erschließt sich mir nicht.
Die Zahl 2 268 bezifferte hingegen lange die offizielle Zahl meiner Toten (nicht der Gräber). Inzwischen haben Nachforschungen allerdings gezeigt, dass auch die nicht mehr stimmt. Mindestens 2 300 Namen von Menschen, die in meiner Erde bestattet wurden, konnten inzwischen ermittelt werden. Und noch längst nicht sind alle Dokumente gesichtet worden.