Entscheidung im Fall Garnisonfriedhof verhindert Pflege des Nordflügels

Entscheidung im Fall Garnisonfriedhof verhindert Pflege des Nordflügels

Mein Nordflügel aktuell – Gras wuchert, Grabsteine sind mit altem Laub und Kieferrnadeln bedeckt. Foto: J. Jannke

 

 

 

 

 

 

 

 

Morgen ist der 8. Mai – der 74. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom totalitären Nationalsozialismus und von den Schrecken des von ihm selbst ausgelösten Zweiten Weltkrieges. Eigentlich ist die Woche vor diesem denkwürdigen Datum jedes Jahr für mich ein Anlass großer Freude – denn normalerweise werde ich dann gründlich herausgeputzt, und viele Menschen kommen zu mir und kümmern sich um meine Gräber und Grünflächen. In diesem Jahr ist meine Freude getrübt – denn zumindest mein Nordflügel hat erstmals seit Jahren keinen Pflegegang vor dem 8. Mai erlebt. Entsprechend traurig sieht es dort im Moment aus.

Doch warum? hatten sich in den letzten Jahren nicht immer engagierte Dresdner Bürger gefunden, die anpackten und meinen Nordflügel in Schuss brachten? Zur Erinnerung: Mein Eigentümer, der Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement (ZFM), vormals Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, hat wegen der andauernden Streitigkeiten um die Zukunft meines Nordflügels seit 2013 jegliche Pflegemaßnahmen dafür eingestellt. Seither hatten die Dresdner übernommen und jedes Jahr mindestens zwei bis drei Arbeitseinsätze organisiert.

Dieselbe Fläche nach dem Arbeitseinsatz am 2. Mai 2018. Foto: J. Jannke

Anfang Februar dann die freudige Nachricht: Der jahrelang Kampf hat sich gelohnt, die Stadt Dresden nimmt mich zurück in eigene Trägerschaft, betrachtet sowohl meine Kriegsgräberstätte als auch meinen Nordflügel als Denkmalsachgesamtheit, die es zu erhalten gilt und will in Zukunft gemeinsam mit bürgerschaftlichem Engagement meine Pflege – auch meines Nordflügels! – bestreiten. Doch eigentlich war die Freude verfrüht – denn die tatsächliche Entscheidung über diesen Verwaltungsakt fällt erst in zwei Tagen, am Donnerstag, dem 9. Mai. Dann muss der Dresdner Stadtrat sich mit dieser Frage befassen und eine Entscheidung fällen. Nicht vollends geklärt war demnach bis zuletzt die Frage, wie viel Geld der Freistaat Sachsen künftig für meine Pflege und meinen Erhalt zur Verfügung stellen wird.

Das hat offenbar helfende Hände daran gehindert, auch in diesem Jahr vor dem 8. Mai einen Arbeitseinsatz auf meinem Nordflügel durchzuführen. Nach meinen Informationen hatte das Deutsch-Russische Kulturinstitut dies auch diesmal vor – zog sein Ansinnen jedoch aufgrund der unklaren Rechtslage zurück. Und auch meine Freunde von Denkmal Fort! – Die Erinnerungswerkstatt Dresden blieben diesmal untätig.

Aber warum? Denn nach den reibungslosen Durchläufen meiner Angelegenheit durch die Ausschüsse, sagt etwa Grünen-Stadtrat Torsten Schulze, sollte eigentlich von einem eindeutigen Votum auch im Stadtrat ausgegangen werden können. Über so viele Jahre fanden die Arbeitseinsätze auf meinem Nordflügel in rechtlichen Grauzonen statt, da sie nie beim SIB/ZMF angemeldet wurden und die Behörde uns diese sogar offiziell untersagt hatte. Trotzdem wurde auch mein Nordflügel stets in Schuss gebracht. Dass es diesma erstmals nicht so war, macht mich traurig. Denn während meine Kriegsgräberstätte wie eh und je vor dem 8. Mai strahlt und glänzt, ist mein Nordflügel auf einen Stand von 2012 zurückgefallen. Da bleibt nur zu hoffen, dass der Stadtrat am Donnerstag eine eindeutige Entscheidung für meine Zukunft treffen wird – und sich dann künftig die Frage der Pflege verstetigen wird.

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